Derzeit ist ein ein Pilz in aller Munde: Candida, ein Hefepilz!
Bei 50 – 80% der gesunden Menschen findet sich dieser Pilz im Mund und restlichen Verdauungstrakt. Werden größere Mengen dieses Pilzes im Stuhl gefunden spricht man umgangssprachlich von einer “Candida-Überwuchung”. Diese steht im Verdacht die im Darm stattfindente Nahrungsaufnahme von Wasser, Zucker und Natrium zu stören und Durchfall (Diarrhoe) zu verursachen.
Gesunde Menschen leben im Gleichgewicht mit Pilzen und Bakterien. Wie dieses Gleichgewicht aussehen kann und wie sich eine Störung manifestiert, können Sie im Videoclip Karies sehen.
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Das Gleichgewicht kann durch äußere Einflüsse wie Ernährung, Lebensumstände, fehlende Hygienemaßnahmen oder Arzneimittel (z. B. Antibiotikabehandlung) empfindlich gestört werden.
Als spekulativ, also wissenschaftlich nicht abgesichert, gilt die Aussage, dass der Verzehr von einfachen Kohlenhydraten (Zucker) die Besiedelung von Candida albicans fördert [2,3]. Die Theorie, die dahinter steckt: Mit dem Speichel bzw. der Nahrung gelangt der Pilz weiter in den Magen, den er aufgrund seiner Säureresistenz ohne Probleme passieren kann und soll somit eine Besiedelung des Darms begünstigen [3].[5]
Obwohl dies nur eine Theorie ist, spucken entsprechende Behandlungsvorschläge (Anti-Pilz-Diät) noch immer in Internet, Kliniken und Arztpraxen herum.
Hauptkritikpunkt an dieser wissenschaftlich nicht gesicherten kohlenhydratarmen Diät ist die Einschränkung am Obstverzehr über längere Zeit, die folglich zu einer Unterversorgung sämtlicher Nährstoffe (Vitamine, Mineralstoffe, Ballaststoffe, sekundäre Pflanzeninhaltsstoffe) führt. Stoffe, die für die Gesunderhaltung des Immunsystems eine wichtige Rolle spielen und daher in der täglichen Ernährung nicht fehlen sollten [4].[5]
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass eine zuckerarme Ernährung keinen Nachteil besitzt, solange andere wichtige Nahrungsmittel (wie Obst) weiter zugeführt werden.
Einen wissenschaftlichen Beleg für die Wirksamkeit der kohlenhydratarmen Kost gegen “Candida-Überwucherung” gibt es jedoch derzeit nicht!
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[1] Jonkers D, Stockbrügger R. Unexplained Diarrhoea, Candida in the Faeces. Aktuel
Ernaehr Med 2003;28:87-92
[2] Müller MJ. Ernährungsmedizinische Praxis, Springer Verlag, 2. Aufl. 2007; S.276
[3] Deutsche Gesellschaft für Ernährung: „Anti-Pilz-Diät“ www.dge.de; Zugang: 26.11.2009
[4] Österreichische Gesellschaft für Ernährung: Die „Anti-Pilz-Diät“ – eine berechtigte
Therapiemaßnahme? www.oege.at; Zugang: 26.11.2009
[5] OEAIE 2009; Miklautsch M, Widhalm K